Rückblick auf das Jubiläumsjahr – 40 Jahre Rolf-Musik
Es war am 13. Juni 2015, wenige Tage nach meinem 68. Geburtstag, auf der Landesgartenschau in Alzenau. Aus einem spontanen Vorschlag des Chorleiters Alexander Franz - „Wir könnten ja zu deinem 40-jährigen Jubiläum und anlässlich deines 70. Geburtstags mal ein Konzert für dich geben“ - wird eine große Idee.
Bald wird die Idee auch optisch greifbar mit dem Logo „40 Jahre RolfMusik“, das meine Kinder Anuschka und Alexander singend in meinem Gitarrenkasten zeigt, vor ebenfalls 40 Jahren.
Ein Plakat wird entwickelt, das viele Veranstaltungspartner für ihre örtliche Werbung und für die Bühnendekoration übernehmen.
Alte Weggefährten aus den Konzerten der letzten 30 Jahre packen beherzt noch einmal an, hier und dort, z.B. in Lohmar, auch die nächste Generation der Chorleiter. Neue Partner finden sich, neue Freundschaften bahnen sich an, über stabile Liederbrücken und mit einem wahren Herz für Kinder. Die Reise führt mich schließlich von Görlitz, am 9. Februar 2017, durch viele deutsche Landschaften, mit einem Abstecher über die Grenze zu meinen Freunden in Ostbelgien. Sie endet - ein Traum wird wahr - am 3. Dezember mit einem Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie.
Beständigkeit und Wandel begleiten mich von Ort zu Ort und beschäftigen mich auch im Nachklang. Ab und zu noch eindeutig deutsche Chöre, wie ich sie in den 70er und 80er Jahren überall sah, immer öfter jetzt aber auch ein Miteinander von Hautfarben und Sprachfärbungen, die die Veränderungen und Herausforderungen in unserer Gesellschaft widerspiegeln. Immer wieder staune ich über junge Talente und darf dank ihnen einen Blick in die Zukunft der Kreativität und kulturellen Vielfalt in unserem Land werfen. Dass Inklusion gerade mit Musik gelingen kann, darf ich an mehreren Stellen erfahren, am intensivsten beim Konzert der Mamre-Patmos-Schule in Bethel. „Wir sind gemeinsam unterwegs“, das geht tief unter die Haut und in einem druckvollen Neuarrangement in Neumünster sogar ins Tanzbein.
Das Miteinander von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zeigt mir, dass sich aus meinem Kinderliederschatz der frühen Jahre ein Generationenwerk entwickelt hat. Mein Lied „In all den Jahren“, als Duett mit einer jungen Frau namens Sophia, gesungen in Wendisch Rietz, bringt dieses Bewusstsein sehr emotional auf den Punkt. Nicht weniger emotional das Lied „Wieviel Farben hat die Welt“, durchgehend Hand in Hand gesungen mit einem etwa siebenjährigen Mädchen in Gelsenkirchen, das vertrauensvoll auf der großen Bühne Halt bei mir sucht. Nicht nur einmal versagt mir die Stimme - der ältere Herr kann das nicht mehr überspielen - am hör- und sichtbarsten bei meinem Lied „Hoch in den Bergen“, auf dem Brocken, mit weitem Blick über die nebelverhangene Harzlandschaft.
Herzliche Grußworte der Wertschätzung und Anerkennung werden überall gesprochen. Beliebte Lieder werden zelebriert und gefeiert, oft in einem neuen Klangbild. Andere, weniger bekannte, oft aber besonders intensive Lieder, treten aus dem Schatten ins Licht und entfalten für viele überraschende Kräfte, wie zum Beispiel „Mein neuer Bruder“ und „Meine Schwester“ oder auch „Das Eine-Welt-Lied“.
Es gibt eine Uraufführung mit „Deutschland in Europa“ für vierstimmigen Erwachsenenchor in Alzenau, und das noch recht neue „Kinder brauchen Musik“, die Hymne unserer gleichnamigen Stiftung, wird zum Ukulele-Hit der Tour. Endlich wieder öfters dabei: Michael Gundlach, mein guter Bühnen-Weggefährte durch drei Jahrzehnte an der Yamaha-Orgel. Alle Lieder der Tour sind in der Playlist „40 Jahre RolfMusik“ bei Spotify zu hören.
Unsere Stiftung „Kinder brauchen Musik“ dringt mit ihrem Grundgedanken von Ort zu Ort, von Konzert zu Konzert, tiefer ein in das Bewusstsein der Konzertbesucher und, dank vieler Interviews, auch in die breitere Öffentlichkeit. Viele Konzerte sind schon in sich selbst ein gelungenes Miteinander ganz im Sinne der Stiftung. Der Überschuss vieler Konzerte führt zu sehr erfreulichen Spenden, die uns helfen werden, neue Projekte anzustoßen und auf Förderanfragen einzugehen. Ich bin dafür sehr dankbar.
After-Show-Begegnungen am Signiertisch werden zu herzergreifenden Momenten. Wir liegen uns in den Armen und spüren viele Gemeinsamkeiten in meinem Lieder-Lebenswerk. Manche Träne der Rührung fließt – und wer zählt die vielen, vielen Selfies?
Jann Wilken zeigt als Tournee-Filmer ein besonderes Auge für Kindergesichter, Stimmungen und besondere Situationen, aber auch für den musikalischen Fluss der Dinge. Zu sehen bei youtube „Rolf Zuckowski Musik für Dich“
Ach ja, und dann das: Am 7. November breche ich mir bei einem Sturz auf der Kellertreppe das linke Sprunggelenk. OP, Gips, VACOped-Stiefel, Geduld. An drei Orten (Hückelhoven, Bochum und Witten) gibt es die Konzerte nun zwar „für Rolf“, aber leider ohne mich. Traurig, aber auch eine gute Erfahrung: Die Kinder und ihre Chorleitungen meistern das ganz alleine, und das Publikum ist treu und begeistert auf ihrer Seite. Huuut ab!
Am 1. Advent dann das großes Finale in der Hamburger Elbphilharmonie. Mit 15 Chören und 450 Kindern aus dem „Elbkinderland“ findet die Jubiläumstour einen weihnachtlich festlichen und besinnlichen Abschluss. Viele Mitstreiter und Verbündete meiner Jubiläumstour sind noch einmal dabei.
Ich bin allen Beteiligten an diesem großen Herzensprojekt zutiefst dankbar für ihr Vertrauen, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre enorme Energie, ohne die ein solcher Meilenstein der deutschen Kinderkultur mit seiner großen Strahlkraft in die Zukunft nicht zustande gekommen wäre. Wir lesen viel Fragwürdiges in der Zeitung und in der digitalen Nachrichtenwelt, oft genug auch Beängstigendes. Ich kann nach dieser Tour mit mehr Zuversicht in mein nächstes Lebensjahrzehnt gehen, als ich es mir vorher hätte erträumen können.
Euer Rolf Zuckowski